Berlin vs. Bielefeld
Nun studiere ich bereits ein halbes Jahr Computational Neuroscience in Berlin. Damit wird es langsam Zeit, dass ich mal ein bisschen was dazu schreibe. Den Hauptartikel werde ich allerdings in Englisch veröffentlichen, da der Studiengang in Englisch ist und somit der Bericht für ein größeres Publikum von Interesse sein könnte. (Gegebenenfalls also auch den englischen RSS-Feed abonieren.) Hier möchte ich zunächst nur ein paar direkte Vergleiche mit meinem alten Studienort Bielefeld machen.
Die Formalitäten und Bürokratie ist eine Sache, die mir hier in Berlin direkt negativ aufgefallen ist. In Bielefeld musste man sich für Prüfungen höchstens per Mail an den Prof anmelden. An der TU Berlin muss man allerdings zunächst direkt zu Beginn des Studiums einen „Antrag auf Zulassung zur Masterprüfung“ ausdrucken und abgeben sowie zur Prüfungsanmeldung jeweils ein Formular ausfüllen und beim Prüfungsamt abgeben. Das ist jedesmal mit einer gewissen Wartezeit verbunden. In Bielefeld dagegen gab es für jeweils eine kleine Zahl von Studiengängen eine sehr hilfsbereite Person bei der man fast nie Wartezeiten und bessere Sprechzeiten hatte, wenn man den mal hin musste. Für manche (die meisten?) Studiengänge gibt es an der TU zwar eine Online-Anmeldung, aber leider nicht für unseren.
Dazu kommt, dass man auf der Webseite leider auch nur wenig Informationen findet, wie die Prüfungsanmeldung funktioniert und man das mehr oder weniger selbst herausfinden muss. Nicht einmal die Leute im Campus-Center können es einem genau sagen. 🙁 Die haben zwei Kommilitonen bei einer Prüfungsanmeldung zudem ein andere Formular zurückgeben als mir. Wie sich dann herausgestellt hat, war mein Formular optional und wird in der Regel vom Dozenten selbst ausgedruckt. Zum Glück war es dann aber kein Problem das richtige Blatt (ein Durchschlag eines abgebenen Formulars) zu bekommen.
Abgesehen von dem Formalkram, hatte man in Bielefeld den Vorteil alles universitäre an einem Ort zu haben. Als Computational Neuroscience-Student ist man dagegen nur einen Tag in der Woche auf dem TU Campus und sonst auf dem HU Nord Campus. Aber da man nun auch wieder nicht ständig zum Prüfungsamt muss und nicht städing an einem Tag zwischen beiden Orten wechselt, ist das jetzt nicht allzu schlimm.
Trotz der Verteilung der Forschungsgruppen über die Stadt, habe ich den Eindruck, dass die Vernetzung dieser in Berlin extrem gut ist. Ich bin immer wieder überrascht, wer auf einmal wieder Kontakte zu Personen aus anderen Arbeitsgruppen anderer Unis hat. Eine solche Vernetzung habe ich in Bielefeld nie festgestellt. Zwar wird dort die Interdisziplinarität sehr hochgehalten. Aber es sind mehr die Forschungsgruppen in sich, die interdisziplinär aufgestellt sind. Zwischen den Gruppen sind mir hingegen nie große Kontakte aufgefallen.
Das Vorlesungverzeichnis ist wieder eine Sache, die in Bielefeld besser ist. In Berlin wird das Verzeichnis für das kommende Semester erst deutlich später veröffentlicht und ist schlechter durchsuchbar. Dazu hat man dann auch noch für jede Hochschule eins, wir können in Computational Neuroscience aber Vorlesungen von den meisten Besuchen. Die Problematik wird aber deutlich dadurch gemildert, dass wir jedes Semester eine Liste mit empfohlenen Kursen kriegen.
Ein gemeinsames Verzeichnis wäre, wenn schon nicht für die Vorlesungen, sicherlich besonders im Hochschulsport praktisch. Die meisten Hochschulen in Berlin kooperieren da nämlich miteinander, so dass bei all diesen Hochschulen zum Studententarif am Sportprogramm teilnehmen kann. Das Sportprogramm ist im Übrigen deutlich größer und vielseitiger als in Bielefeld. Dafür leider nicht kostenlos. Aber für spezielle Kurse mit intensiver Betreuung und Materialbereitstellung, wie z.B. Kletterkurse, finde ich das durchaus ok. Insbesondere sind da normale Kurse außerhalb des Hochschulsports noch deutlich teurer. Andere Kurse, die weniger Betreuung oder Material brauchen, kosten in der Regel auch nur wenige Euro.
Deutlich teurer sind leider die Sprachkurse, die in Bielefeld ebenfalls kostenlos waren und einem sogar noch Leistungspunkte eingebracht haben.
Beide Städte haben also ihre Vor- und Nachteile und ich denke, auch mit den Prüfungsformalitäten hier in Berlin werde ich mich arrangieren.