Ein Rückblick

9 Monate sind fast rum und damit war heute für mich der letzte Arbeitstag als Zivildienstleistender. Also ist es an der Zeit für einen kleinen Rückblick. Abgeleistet habe ich meinen Zivildienst im Blutspendedienst des Instituts für Transfusionsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (ich glaube noch länger kann man es nicht ausdrücken 😉).

Im Institut für Transfusionsmedizin arbeiten bis zu vier Zivis in den Bereichen Immunhämatologie und -genetik, Annahme/Ausgabe, Produktion sowie Blutspendedienst/Vollblutspenderaum (dort war ich). Da alle vier Aufgabenfelder recht unterschiedlich sind, kann ich nur für den letzten Bereich im Detail sprechen. Ich habe es als sehr angenehm empfunden nicht der einzige Zivi dort zu sein und so mittags mit ungefähr gleichaltrigen in der Mensa essen gehen zu können.

Meine Arbeitszeiten haben sich nach den normalen Spendezeiten gerichtet. Diese sind Montags, Donnerstags und Freitags von 7:00 bis 12:00 Uhr sowie Dienstags und Mittwochs von 12:00 bis 19:00 Uhr. Zudem kommen Montags und Donnerstags von 12:00 bis 14:30 noch Eigenblutspender. Als Zivi muss man dann jeweils etwas früher da sein und kommt dann etwas später nach Hause aufgrund der nötigen Vor- und Nachbereitungen. Mir persönlich haben die Arbeitszeiten so gut gefallen, da man an drei Tagen in der Woche nicht ganz so spät zu Hause war wie vielleicht bei anderen Arbeitszeiten. An das frühe Aufstehen konnte ich mich nach wenigen Wochen ganz gut gewöhnen; mag aber vielleicht nicht jedermanns Sache sein. Dafür kann man aber an den restlichen vier Tagen ich der Woche ausschlafen – hat auch was! Mir persönlich haben diese ständig wechselnden "Weckzeiten" keine Probleme gemacht, wenn auch die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag immer etwas kurz war. In den anderen Arbeitsbereichen sind die Arbeitszeiten anders.

Jeden ersten Sonntag im Monat ist übrigens noch von 9:00 bis 13:00 Uhr Spendetermin. Aber da muss man als Zivi in der Regel nicht arbeiten. Ich wurde in den 9 Monaten zweimal gefragt, ob ich kommen könnte: Einmal konnte ich nicht, das war auch kein Problem, und einmal war ich am Sonntag da und habe in der darauffolgenden Woche einen Tag frei gekriegt.

Meine Hauptaufgabe war es im Vollblutspenderaum zu sitzen und die Blutkonservern sowie Probenröhrchen mit Etiketten zu bekleben. Nicht unbedingt die anspruchsvollste Aufgabe. Aber so schlimm fand ich es nicht. Etwas weniger Spaß hat es mir schon gemacht die Blutkonserven auszupacken, da diese alle einzeln verpackt sind, doch mit der Zeit wurde ich auch da schneller und war dann auch in Ordnung. Dann habe ich die Spender noch in Empfang genommen und ihnen liegen zugewiesen. Einmal am Tag musste ich zudem Ware für den Thrombozytenspenderaum aus dem Keller holen und auspacken und einmal in der Woche kam nochmal eine extra Warenlieferung für den Blutspendedienst, die ausgepackt werden musste. Freitags waren dann übrigens noch die beiden Betten aus dem Stammzellraum zu tauschen. Ach ja, einmal im Monat stand dann auch noch die Reinigung der Cremé- und Seifenspender an. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten waren das so meine Aufgaben.

Über zu viel Arbeit kann ich mich ganz sicher nicht beklagen. Überstunden macht man wirklich nur selten. Normalerweise hat man bereits vor Dienstschluss alle Arbeiten erledigt. Die Zivis an der MHH haben übrigens eine 38,5 Stunden Woche. Wie stressig es die Dienstzeit über ist wird vor allem durch die Zahl der Spender bestimmt. Diese kann recht unterschiedlich sein. So habe ich Tage mit gerademal um die 25 Spender erlebt, aber auch einen Sonntag nach eine Spendeaufruf mit 150 Spendern. Meistens ist es Dienstags und Mittwochs (oft um die 80 bis 100 Spender) voller als an den restlichen Tagen (in der Regel 30 bis 60 Spender). Wenn mal keine Spender da sind, ist im Vollblutspenderaum auch noch ein PC. (Das Internet darf aber natürlich nicht für private Zwecke genutzt werden. ;) )

Gegessen habe ich Mittags mit den anderen Zivis in der Mensa. Das Essen dort fand ich durchaus akzeptabel; ist aber wohl auch ein Stück weit Geschmackssache. Jedenfalls war das Essen in der Zivildienstschule Ith zu der ich für eine Woche hinmusste deutlich schlechter. In der MHH-Mensa kann man jeden Tag aus mindestens drei Hauptgerichten (darunter ein vegetarisches) wählen und eine Salatbar gibt es auch noch. Sehr angenehm war auch, dass es nicht gleich Beschwerden gab, wenn man mal eine Minute später aus der Mittagspause zurückkam. An den Tagen, an denen ich Vormittags gearbeitet habe, konnte ich zudem immer noch eine Frühstückspause machen. Hin und wieder konnte ich mich übrigens auch an Resten aus der Spendercaféteria bedienen. Wobei mir die Würstchen von da nicht sehr geschmeckt haben. Aber es gibt da ja auch noch genug andere Sachen, die durchaus gut sind.

Anfangs hatten wir auf unserer Essenskarte jeden Tag automatisch 5,35€ für die man in der Mensa gut Essen konnte. Vor allem, weil Zivis auch nur die Bediensteten-Preise zahlen und die Portionen recht üppig ausfallen. Das Geld hat locker für ein Hauptgericht, ein Getränk und ein Dessert gereicht (und in der Regel war dann immer noch was über). Vor drei Monaten ist die MHH dazu übergegangen uns das Essensgeld in Höhe von 4,90€ auszuzahlen. Wenn man vorher jeden Tag für 5,35€ in der Mensa gegessen hat, war das natürlich eine Art Verlust. Für mich persönlich war es aber ein Gewinn, da mir ein Hauptgericht und Getränk fast immer gereicht haben. Also habe ich nie die vollen 4,90€ ausgegeben.

Die Kollegen waren übrigens alle sehr nett und wir hatten eine Menge Spaß zusammen. Auch das hat die Zivildienstzeit sehr angenehm gemacht. Natürlich haben auch manchmal gut gelaunte Spender für Unterhaltung und Abwechslung gesorgt.

Ich würde diese Zivildienststelle auf jeden Fall weiterempfehlen. Nur Leute, die kein Blut sehen können und/oder Angst vor Nadeln haben sollten sich vielleicht nach etwas anderem umsehen. Die Nadeln sind nämlich so ziemlich die dicksten, die überhaupt verwendet werden. Der Anblick von Blut in einer Konserve dürfte übrigens nicht so die Probleme bereiten, denke ich, da es darin recht dunkel und nicht allzu sehr nach Blut aussieht, aber es kommt schonmal vor, dass ein Spender kurz nachdem er den Raum verlassen hat zurückkommt, weil er nicht richtig auf die Einstichstelle gedrückt hat bzw. zu früh losgelassen hat und ihm das Blut den Arm runterläuft. Dann kann es auch mal sein, dass man als Zivi den Boden wieder sauber machen muss. Eine Kollegin sagt von sich aber, obwohl sie im Blutspendedienst arbeitet und da täglich mit Blut zu tun hat, dass sie kein Blut sehen kann.

Anfangs habe ich den Zivildienst noch als ein verlorenes Jahr angesehen, aber diese Meinung hat sich geändert. Zu den Vorteilen zählt:

  • Man erhält Einblicke in Berufe, mit denen man sonst vielleicht wenig zu tun hat.
  • Durch das Gehalt kann man sich ein gewisses finanzielles Polster ansparen. Dann wird es bei mir vielleicht während des Studiums nicht so sein, wie bei einem ausgemusterten Freund, der nie Geld hat.
  • Ich hatte noch ein weiteres Mal die Gelegenheit an den Schülerwettbewerben Welfenlab Competition und Bundeswettbewerb Informatik teilzunehmen.
  • Ich kann ein paar Monate als Hiwi am Laserzentrum Hannover programmieren, was sich sicherlich nicht schlecht auf meinem Lebenslauf macht.
  • Nach 13 Jahren Schule mal ein ganz Jahr nicht lernen zu müssen ist auch ganz angenehm. Könnte nur der Einstieg ins Studium etwas härter werden. :(
  • Dieses Jahr hat mir zusätzlich Zeit zur Orientierung gegeben. Ohne den Zivildienst hätte ich wahrscheinlich stink langweilig Informatik in Hannover studiert. So habe ich aber noch den interessanteren Studiengang Kognitive Informatik in Bielefeld entdeckt.
  • Ich hätte den sehr interssanten Kurs zu Satanismus an der Zivildienstschule Ith verpasst. Auch wenn der Ith ansonsten nicht so der Knaller war und alle andere Kurse dort vermutlich verdammt langweilig sind. Siehe dazu auch "Zivildienstschule Ith".

Ein Wort zum Abschluss: Geht Blut spenden! Blut wird immer gebraucht und es gibt genug Leute, die darauf angewiesen sind. Auch du könntest irgendwann einmal dazu gehören!