Macbook Pro – Das Betriebssystem

Im ersten Teil meines Reviews zum Macbook Pro habe ich ausführlich die Hardware behandelt. Im zweiten Teil werde ich mich jetzt genauer mit dem Betriebssystem Mac OS X auseinandersetzen.

  1. Bedienung
  2. Multimedia
  3. Installation von Software
  4. Installation von Linux-Programmen
  5. Konfiguration
  6. Multiboot-Systeme
  7. Fazit

Bedienung

Von der Bedienung ist Mac OS X an sich sehr angenehm und nach einer kurzen Umgewöhnungsphase kann man sehr gut damit arbeiten. Daran, dass die Menüleiste immer am oberen Bildschirmrand ist und Fenster oben links statt oben rechts geschlossen werden, kann man sich überraschend schnell gewöhnen. Ein Startmenü wie unter Windows oder das K-Menü unter KDE gibt es nicht. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich es vermissen würde. Die wichtigsten Programme habe ich im Dock liegen und den Rest starte ich über Spotlight, was ich sowieso bequemer als ein Startmenü finde. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich eher viel tippe und es daher vermeide zur Maus bzw. zum Trackpad zu wechseln. Über eine Tastenkombination Spotlight aufrufen und die ersten Buchstaben des Programmnamens einzugeben ist einfach schneller.

Zwei sehr schöne Features von OS X sind Exposé und Spaces. Exposé zeigt sämtliche offenen Fenster nebeneinander aus und durch anklicken kann man zu einem anderen Fenster wechseln. Eine solche Funktion habe ich schon ausgiebig unter Linux mit Compiz-fusion genutzt und finde sie deutlich praktischer als eine Taskleiste. Nebenbei gesagt: Wenn Windows 7 eine solche Funktion immer noch nicht bieten wird, fände ich das recht arm, denn auf Exposé bzw. das Linux-Äquivalent möchte ich nicht mehr verzichten.

Spaces bietet einem virtuelle Arbeitsflächen, wie sie unter Unix-Systemen schon lange gang und gäbe sind (unter Windows fehlen sie natürlich). Sind jetzt vielleicht nicht essentiell und werden von mir auch nicht immer verwendet. Aber manchmal ist es doch ganz praktisch, um ein bisschen Ordnung zu halten, wenn man viele Programme offen hat. Insbesondere zusammen mit Exposé ist das sicherlich sinnvoll, denn sonst verliert man wahrscheinlich auch dort früher oder später den Überblick (selbst wenn es nicht so schnell passiert wie bei einer Taskleiste).

Multimedia

Eigentlich hätte ich erwartet das "Multimedia" unter Mac OS kein großes Problem ist. Doch alle Video- und Audio-Formate abspielen zu können, die ich abspielen können wollte hat mehr Arbeit gekostet als erwartet. Zum Vergleich sollte ich vielleicht erwähnen, wie schön das unter Linux funktioniert: Man installiert z.B. xine und das w32-codecs Paket oder mplayer über den Paketmanager und kann so ziemlich jedes Video- und Audioformat wiedergeben (abgesehen von ein paar ganz exotischen wmv-Dateien vielleicht). Möglicherweise muss man dafür noch einen anderen Server als Paketquelle eintragen, da die Distributoren teilweise Codecs aus patent- und urheberrechtlichen Gründen nicht mitliefern. Im großes aber ganzen ist das schnell erledigt.

Nicht so unter Mac OS X. Da musste ich vier verschiedene Pakete von verschiedenen Seiten im Internet zusammensuchen und installieren. Im einzelnen wären das:

  • Flip4Mac WMV: Als erstes habe ich festgestellt, dass sich keine wmv-Dateien wiedergeben ließen. OK, das ist jetzt nicht so verwunderlich, da es sich dabei ja gewissermaßen um ein Konkurenzprodukt von Microsoft handelt. Um die Wiedergabe dieses Dateiformats zu ermöglichen musste ich erstmal Flip4Mac installieren.
  • Perian habe ich als nächstes installiert, um die Wiedergabe eines ganzen Haufen weiterer Videoformate zu ermöglichen, darunter das Flash-Videoformat (z.B. für von YouTube runtergeladene Videos).
  • Xiph: Nun konnte ich immer noch keine Ogg-Dateien wiedergeben. Dazu musste ich noch Xiph installieren. Damit konnten dann Ogg-Audio-Dateien zwar wiedergegeben werden, aber immer noch keine Ogg-Videos.
  • VLC Media Player: Um schließlich auch noch Ogg-Videos wiedergeben zu können war es noch erforderlich den VLC Media Player zu installieren mit dem ich nun schließlich auch die noch nicht funktionierenden Formate abspielen kann.

Somit kann ich jetzt zwar alle gewünschten Formate wiedergeben, aber alles andere wäre auch sehr enttäuschend gewesen und unter Linux war es erheblich weniger Aufwand.

Einen Vorteil in Punkto Multimedia ist aber ganz klar, dass eine DVD-Abspielsoftware gleich mitgeliefert wird. Dies ist bei Windows leider nicht Fall (auch wenn beim Kauf eines PCs oft eine entsprechende Software noch dabei ist). Unter Linux ist die Wiedergabe von kopiergeschützten DVDs leider deutlich komplizierter und nur in einer rechtlichen Grauzone (wenn überhaupt) möglich. Nicht kopiergeschützte DVDs lassen sich aber auch ganz normal mit xine + w32-codecs oder mplayer wiedergeben. Wie gut die DVD-Software unter Mac OS ist, kann ich leider noch nicht im Detail sagen, da ich sie bisher kaum benutzt habe.

Bisher habe ich ja fast nur von Videowiedergabe gesprochen. Daher noch ein paar Worte zur Audiowiedergabe. Mit iTunes ist ein recht schönes Audioprogramm mitgeliefert, wobei mir Amarok aber doch noch ein bisschen besser gefällt. Insbesondere ein Punkt stört mich bei iTunes besonders: Wenn man eine Compilation bzw. ein Album hat, dessen einzelnen Tracks von verschiedenen Interpreten stammen, dann kann man zwar in iTunes einstellen, dass diese Titel zu einer Compilation gehören. Das Cover muss man aber jedem Track einzeln hinzufügen und das ist bei oft zehn oder mehr Titeln doch sehr eintönig.

Installation von Software

Die Installation von Standard-Mac-OS-Software gestaltet sich recht einfach. Im einfachsten Fall zieht man das Programm einfach in den Programm-Ordner und man ist fertig. Zur Deinstallation zieht man das Programm dann einfach in den Papierkorb. Einige Progamme kommen aber auch mit einem Installer. Der ist im Gegensatz zu Windows aber immer einheitlich. Somit gefällt mir das Prinzip der Softwareinstallation unter OS X auf jeden Fall besser als unter Windows.

Doch das Prinzip mit einem Paketmanager wie es unter Linux genutzt wird, sagt mir immer noch am meisten zu. Dort kann ich unter einer einheitlichen Oberfläche nach Programmpaketen suchen und auch gleichzeitig mehrere Installieren, während ich mich bei Installer-Programmen jedesmal neu durchklicken muss. Auch das Update von Programmpaketen wird über den Paketmanager vereinheitlicht und nicht jedes Programm muss eine eigene Update-Routine mitbringen.

Installation von Linux-Programmen

Das X in Mac OS X verrät es: Bei diesem Betriebssystem handelt es sich um ein Unix-Derivat. Folglich ist es theoretisch auch möglich Linux-Software unter OS X zu kompilieren und auszuführen, denn Linux ist ja auch ein Unix-System. Praktisch wäre es wohl recht aufwändig Linux-Programme komplett manuell unter Mac OS X zu installieren. Aber es gibt zwei Projekte, die Ports von Linux-Programmen anbieten: MacPorts und Fink.

Beide Systeme arbeiten mit einer Art Paketmanager und laden bei der Installation eines Paketes den Sourcecode des Programms sowie der noch nicht installierten Abhängigkeiten herunter und kompilieren diesen dann. Das funktioniert an sich ganz gut, nur die ersten Programme zu installieren dauert recht lange (1–2 Stunden), da für diese erstmal alle grundlegenden Libraries heruntergeladen und installiert werden müssen. Bei Fink gibt es zudem die Möglichkeit auch vorkompilierte Binärpakte zu nutzen. Um genau zu sein, muss man sogar die Nutzung von Sourcecode-Paketen anstelle von Binärpaketen erst aktivieren. Allerdings sind die Programmversionen Binärpakete für meinen Geschmack zu alt. Im übrigen wäre noch zu erwähnen, dass ich MacPorts nur angetestet aber dann wieder deinstalliert habe, da dieses im Gegensatz zu Fink nicht die von mir benötigten Programme bereitstellt.

Die so installierte Software funktioniert soweit ich sie bis jetzt getestet habe weitgehend. Aber einzelne Programme (z.B. Digikam) neigen leider dazu häufig abzustürzen. Ein weiteres Problem ist, dass kein Copy&Paste mit normalen Mac OS X Programmen unterstützt wird.

Von einigen größeren Linux-Programmen gibt es aber auch Versionen, die nativ unter Mac OS laufen. Das wären beispielsweise Firefox, Thunderbird, Gimp und OpenOffice.org. Diese funktionieren auch Einwandfrei und sind sicherlich Fink-Paketen vorzuziehen.

Auch die KDE4-Programme werden nativ unter Mac OS X laufen. Es gibt inzwischen schon Pakete von KDE 4.1.2 für Mac OS. Mit Kate aus diesen Paketen lässt es sich schon gut arbeiten, nur leider werden keine Zeilenumbrüche aus der Zwischenablage übernommen. Auch Dolphin ist benutzbar, wenn auch mit kleineren Bugs. Momentan ist die Zahl der portiereten KDE Programme noch etwas gering, wenn auch die wichtigsten vorhanden sind.

Konfiguration

Die Systemeinstellungen von Mac OS X sind recht übersichtlich und man findet schnell die Einstellungen, die man sucht. Sofern es sie gibt. Die Zahl der Parameter ist nämlich für meinen Geschmack etwas beschränkt. Wobei ich da natürlich von KDE etwas verwöhnt bin, wo man wirklich fast alles einstellen kann. Das größte Ärgernis ist natürlich die nicht deaktivierbare Zeigerbeschleunigung, die ich schon im ersten Teil des Reviews erwähnt hatte.

Letztendlich musste ich dann noch ein paar Zusatzprogramme installieren, um alle Einstellungsmöglichkeiten und Features zu haben, die ich mir gewünscht habe und bei Linux/KDE zum größten Teil out-of-the-box hatte:

  • AFloat: Um bei Fenster einstellen zu können, dass diese immer im Vordergrund sind. Leider geht das auch hiermit nicht bei allen Programmen sondern nur bei manchen. (Immerhin geht es mit Quicktime, wenn man nebenbei mal ein Video guckt.)
  • KeyRemap4MacBook zum Ändern der Tastenbelegung hatte ich ja bereits im ersten Teil erwähnt.
  • MenuMeters für eine Anzeige der Prozessor und Speicherauslastung in der Menüleiste.
  • SIMBL + Visor um ein von oben ausfahrendes Terminal zu erhalten wie man es aus Quake kennt oder unter KDE durch Yakuake realisiert wird.
  • gpg + KGPG (aus den KDE4-Pakete) um Mails verschlüsseln zu können und die PGP-Schlüssel zu verwalten.

Multiboot-Systeme

Die Einrichtung eines Multiboot-Systems möchte ich jetzt nicht sehr ausladend behandeln, aber ich sollte auf ein paar Probleme hinweisen. Nachdem was ich im Internet gelesen habe, ist es wohl nicht möglich bei einem Multiboot-System mit Windows mehr als vier Partitionen auf der Festplatte zu haben. Ich habe es mir gespart dies zu überprüfen. Der Grund für die Beschränkung auf vier Partitionen ist, dass Mac OS X ein anderes Format bei der Partitionstabelle nutzt als Windows nutzt. Um Windows also booten zu können, muss die Partitionstabelle zusätzlich im Windows-Format auf die Festplatte geschrieben werden. Nun kann Mac OS X diese aber wohl nur für vier Partitionen schreiben. Weiterhin muss die Windowspartition wohl zwingend die letzte auf der Platte sein.

Ebenfalls etwas unschön ist es, dass man den Bootcamp-Assistenten nur einsetzen kann, wenn man nur eine Partition auf der Festplatte vorhanden ist, wodurch eine Konfiguration, wo die Home- bzw. Users-Partition von der Root-Partition unter Mac OS X getrennt ist, erschwert wird.

Meine aktuelle Einrichtung sind jetzt so aus, dass ich eine Mac OS X Systempartition habe, dann eine mit meinem Home-Verzeichnis und ein Partition auf der Windows liegt. Dann habe ich noch openSuse Linux auf einer externen Festplatte installiert, wobei ich den Bootloader (Grub) in den Master Boot Record (MBR) geschrieben habe.

Für die normale Nutzung des Macbooks würde ich aber Mac OS X empfehlen, da dies optimal auf die verbaute Hardware abgestimmt ist. Nur unter dem System kann man wirklich alle Funktionen nutzen und erhält die längste Akkulaufzeit. Wobei unter Windows dank den Bootcamp-Treibern aber auch fast alles funktioniert (ich glaube man kann nicht zwischen den Grafikkarten umschalten). Unter Linux funktioniert so einiges zumindest nicht ohne weitere Anstrengungen, die ich bis jetzt unterlassen habe. So wird die WLAN-Karte nicht erkannt, die Bildschirmhelligkeit lässt sich nicht ändern und man hat keinen Sound.

Fazit

Mir gefällt das Unibody Macbook Pro sehr gut. Es kombiniert Leistung mit langer Akkulaufzeit und einer Menge weiterer toller Features (MagSafe-Netzteil, Multitouch-Trackpad, …). Zudem wirkt es durch den Unibody sehr stabil. Auch das Betriebssystem Mac OS X ist in meinen Augen, nicht zuletzt weil es sich um ein Unix handelt, deutlich besser als Windows XP und eignet sich gut zum Arbeiten, auch wenn man im Gegensatz zu Linux einige Funktionen erst noch nachrüsten muss. Positiv überrascht bin ich auch davon, dass der spiegelnde Bildschirm mir bis jetzt keine Probleme bereitet hat. Auch auf der Tastatur lässt es sich sehr gut tippen, was ich nicht unbedingt erwartet hätte. Bisher bin ich also von ein paar Marginalien zufrieden mit meinem MBP.